KOBLENZ. -rro/hel- Als jüngster Oberbürgermeister in der Geschichte der Stadt Koblenz zieht David Langner am 1. Mai 2018 ins Rathaus ein. Im Alter von 42 Jahren, sieben Monaten und zehn Tagen wird er den bisherigen „Rekordhalter“ Willi Hörter ablösen, der 1972 rund eineinhalb Monate älter war. Fast 70 % der Koblenzer gaben Langner die Zustimmung und sorgten für einen Erdrutschsieg.

Die Würfel sind gefallen – um kurz nach 19 Uhr trat der noch amtierende Bürgermeister Joachim Hofmann-Göttig vor die gebannt wartenden Gäste im Koblenzer Rathaussaal und verkündete den deutlichen Stichwahl-Sieg David Langners im Kampf um den Posten des ersten Bürgers der Stadt.

Mit 69,8 % setzte sich der SPD-Staatssekretär des Mainzer Gesundheitsministeriums gegen seinen Konkurrenten, den Koblenzer Baudezernenten Bert Flöck, durch und ließ diesen mit 30,2 % abgeschlagen zurück.

Ein begeisterter Sieger
Als David Langner, der trotz Parteibuch ebenso wie sein Konkurrent als unabhängiger Kandidat antrat, den Raum betrat, wurde er mit Applaus und Begeisterungsrufen empfangen und von Parteikameraden, Freunden und Familie beglückwünscht.

„Natürlich hatte ich gehofft, auch den zweiten Wahlgang für mich entscheiden zu können, aber einen Sieg in dieser Höhe habe ich nicht erwartet“, sagt der zukünftige OB, der überwältigt von der Deutlichkeit des Wahlergebnisses war.

„Ich freue mich auch in der Stichwahl annähernd das Ergebnis erzielt zu haben, das ich im ersten Wahlgang erreichte“, freut sich Langner, der mit 25 882 Stimmen im ersten Wahlgang und 24 220 Stimmen bei der Stichwahl, kaum Einbußen zu verzeichnen hatte.

Dem von der CDU unterstützte Flöck hingegen schenkten am 24. September noch 15 456 Koblenzer ihr Vertrauen, am Tag der Stichwahl entschieden sich mit 10 480 gültigen Stimmen rund 5000 Bürger weniger für den 59-Jährigen.

Der Koblenzer CDU-Chef Andreas Biebricher mutmaßte schon in Vorfeld, dass seine Partei ihre Mitglieder und Wähler mobilisieren müsse, um ihren Parteikollegen Bert Flöck auf den OB-Sessel zu hieven. Das ist offensichtlich nicht gelungen.

Auch die Wahlempfehlung des FDP-Vorstands pro Flöck half augenscheinlich nicht. Mit 40 % lag die Wahlbeteiligung ohnehin ausgesprochen niedrig.

Ein gefasster Verlierer
Bert Flöck reagierte gefasst und ging ganz bodenständig mit seiner Niederlage um. Er ist sicher, in seinem Wahlkampf alles richtig gemacht zu haben:

„Natürlich bin ich enttäuscht. Aber ich habe meinen Wahlkampf sachthemenbezogen geführt und mich nicht verbogen. Das wäre auch nicht ich gewesen.“

Eine Typ-Frage
In der Ursache für das Wahlergebnis sind sich die Kandidaten recht einig. „Unsere Ziele haben sich ja nicht allzu sehr unterschieden“, sagt David Langner. „Ich glaube, am Ende war es eine Typfrage. Die Bürger haben mir wohl etwas mehr zugetraut, mit jungen, frischen Ideen den Buga-Schwung aus 2011 nicht zu verlieren“, so der künftige Koblenzer Oberbürgermeister.

Auch für Bert Flöck hat am Ende nicht das Wahlprogramm den entscheidenden Ausschlag gegeben. Er sieht in dem Ergebnis ebenfalls eine personenbezogene Entscheidung der Koblenzer: „Es war eine Wahl zweier unterschiedlicher Persönlichkeiten, und am Ende haben sich die Koblenzer für den jüngeren David Langner entschieden. Das muss ich so hinnehmen.“

Eine niedrige
 Beteiligung
Die mit glatten 40 % recht niedrige Wahlbeteiligung (bei 87 516 Wahlberechtigten wurden nur 34 700 gültige Stimmen ausgezählt) überraschte den neuen Koblenzer Oberbürgermeister David Langner nicht: „Es war zu erwarten, dass weniger Bürger wählen gehen als in der ersten Runde. Diese hatte eben auch von der Parallelität zur Bundestagswahl profitiert.“

Der unterlegene Bert Flöck bedauerte in diesem Zusammenhang vor allem, dass viele Koblenzer so die Chance vertan hätten, auf die Politik ihrer Heimatstadt Einfluss zu nehmen.

„Es ist sehr schade, dass sich nicht mehr Menschen an der Stichwahl beteiligt haben, sind doch die Entscheidungen und Auswirkungen auf kommunalpolitischer Ebene für sie meist deutlich spürbarer als viele bundespolitische“, so Flöck.

Eine gute
 Zusammenarbeit
Wenn David Langner am 1. Mai 2018 die Geschäfte der Stadt übernimmt, wird er in vielen Bereichen eng mit seinem Wahlkampfkonkurrenten, der auch weiterhin den Posten des Koblenzer Baudezernenten bekleidet, zusammen arbeiten müssen.

Flöck sieht in dieser Konstellation jedoch kein Problem: „Klar haben wir im Wahlkampf auch ein paar Spitzen ausgetauscht. Das war aber nie persönlich. Deshalb kann ich mir eine Zusammenarbeit gut vorstellen.“

Ein langfristiger Plan
Die zentralen Themen, die David Langner vor allem langfristig angehen will, sind besonders der Ausbau des Radwegenetzes, Verbesserungen des ÖPNV und die Schaffung bezahlbaren Wohnraums.

Foto: Ditscher