KOBLENZ. -mdz- Nach dem Mord im Stadtteil Neuendorf vor wenigen Wochen sorgt erneut ein in Koblenz begangenes Gewaltverbrechen für bundesweite Schlagzeilen: Ein 59-jähriger Wohnungsloser ist enthauptet worden. Die Polizei spricht von beispielloser Brutalität und ermittelt auf Hochtouren. Bis Gründonnerstag aber gab es noch keine „heiße“ Spur, weder im Hinblick auf Täter noch das Motiv der Tat.

Am Freitag vorvergangener Woche wurde der wohnungslose Gerd Michael Stratener auf dem Koblenzer Hauptfriedhof in der Nähe des sogenannten Pulverturms – ein Überbleibsel der altem Feste Alexander – unterhalb der Skulptur der Schwarzen Madonna gefunden. Er campierte bereits seit Jahren hier in unmittelbarer Nähe der Batterie Hübeling, einem alten Festungsgewölbe. Vor allem die Umstände seines Todes geben der 35-köpfigen Sonderkommission (Soko) „Hauptfriedhof“ der Koblenzer Kriminalpolizei Rätsel auf: Der 59-Jährige wurde enthauptet. Die Polizei spricht hier sogar von einer „ungewöhnlich brutalen“ Vorgehensweise. Eine Obduktion der Leiche in Mainz bestätigte jetzt den Anfangsverdacht eines Gewaltverbrechens.

Die Polizei hat bislang rund 240 Spuren ausgewertet und mehr als 100 Kontaktpersonen befragt. In weiteren Kontaktpersonen erhoffen sich die Ermittler neue Erkenntnisse. Zur Tatwaffe, dem geneuen Zustand der Leiche und der exakten Auffindungssituation des Opfers gab die Polizei bislang keine Informationen. Das alles gehöre zum Täterwissen und könne die Ermittlungen zum jetzigen Zeitpunkt zunichte machen.

Für Karsamstagmorgen, 31. März, ist eine Flugblattaktion im Bereich des Hauptfriedhofes (Koblenz-Goldgrube und -Karthause) angesetzt. Die Polizei erhofft sich weitere Hinweise aus der Bevölkerung. Für Hinweise, die zur Aufklärung der Straftat und Ergreifung des Täters oder der Täter führen, hat die Staatsanwaltschaft Koblenz eine Belohnung von 10.000 € ausgesetzt.

Wie  Thomas Lauxen, Leiter der Soko „Hauptfriedhof“ Polizei bestätigte, wird Straten von seinem Bekanntenkreis als gepflegte Person beschrieben, die weder Alkohol noch Drogen konsumierte. Aufgehalten habe er sich tagsüber oft auch in Nähe des Hauptbahnhofs, im Obdachlosenrestaurant „Mampf“ in Lützel und in der Wohnungslosen-Beratungsstelle am Schlossrondell in der Neustadt; er war dazu viel zu Fuß unterwegs und wurde sicherlich von vielen Menschen gesehen. Zudem besuchte er oft Cafés und kaufte in Bio-Märkten ein.

Die Fundstelle auf dem Hauptfriedhof.                                             Das Flugblatt

Wie die Polizei bestätigt, gilt Straten als gebildeter Mensch, der sich mit seiner Obdachlosigkeit nicht abfinden wollte und auch Zukunftspläne schmiedete. Aufgewachsen ist Straten in Köln, kam 1979 nach Koblenz, wo er von 1986 bis 1997 einen Kunsthandel, der auch Einrahmungen vornahm, betrieb. In diese Branche plante er auch zurückzukehren. Straten lebte zuletzt alleine.

Neben seiner staatlichen Hilfe verkaufte er gelegentlich auch Party-Leuchtartikel und sammelte Flaschen, um ihren Pfandwert einzutauschen. Hierzu nutzte Straten, der eine gültige Fahrerlaubnis besaß, des öfteren auch ein gemietetes Fahrzeug.

Straten wurde zuletzt am Nachmittag des 22. März im Bereich des Saarplatzes lebend gesehen. In der Nacht zu Freitag, 23. März, muss sich die Tat ereignet haben. Die Polizei sucht nach Zeugen und Hinweisen in der Angelegenheit und fragt:

Wer kannte Gerd Michael Straten? Wer kann Angaben zu seinem Umfeld und Bekanntenkreis machen? Wer weiß etwas über Streitigkeiten mit dem Opfers? Wer hat im Tatzeitraum Auffälligkeiten im Bereich des Hauptfriedhofes bemerkt?

Die Kriminaldirektion Koblenz bittet um Hinweise unter Tel. (0261) 10 31 oder an jeder andere Polizeidienststelle.

 

Fotos: Polizei/Dietz