MÜLHEIM-KÄRLICH. Landrat Achim Hallerbach, der Anfang des Jahres sein Amt angetreten hat, besuchte das Medienhaus unseres Verlages für Anzeigenblätter (VfA) in Mülheim-Kärlich. Der Rhein-Wied-Kurier nutze die Gelegenheit, um mit ihm über seine Ideen und Ziele für den Kreis Neuwied zu sprechen.

Rhein-Wied Kurier: Worauf dürfen sich die Bürger im Kreis Neuwied im Jahr 2018 besonders freuen? Nennen Sie drei herausragende Beispiele.
Achim Hallerbach: 2018 ist das Jahr von Friedrich-Wilhelm Raiffeisen, dem großen Sohn der Region. Er wurde vor 200 Jahren geboren. Neben zahlreichen beruflichen Stationen wirkte und lebte der berühmte Westerwälder auch in Neuwied, wo er Bürgermeister in Heddesdorf war.

Seine Idee des Genossenschaftswesens fand und findet immer mehr weltweite Anerkennung. Ihm zu Ehren wird es eine Reihe von Veranstaltungen, Ausstellungen und Vorträgen geben. 
Es aber bei lediglich drei Beispielen zu belassen, wäre zu kurz gegriffen. Der Kreis Neuwied und seine Menschen zeichnen sich durch eine große Kreativität und Gastfreundschaft aus.

Man kann nicht einzelne Dinge hervorheben, ohne andere – gleichwertige – zu missachten. Ich freue mich einfach auf die schönen Ereignisse und Begegnungen bei den zahlreichen Festen und Veranstaltungen im Kreis.

 

Rhein-Wied Kurier: Stichwort Herausforderung: Nennen Sie Themen, die Ihnen Respekt einflößen und 2018 auf der Tagesordnung stehen.
Hallerbach: Ich möchte mich sämtlichen Herausforderungen stellen. Beispielsweise ist mir der bedarfsgerechte Kita-Ausbau sehr wichtig.

Respekt habe ich hier jedoch vor allem vor dem bisher geleisteten. Wir haben in enger Abstimmung mit den Trägern schon heute ein sehr gutes Angebot und können Familien optimale Bedingungen für eine gute Zukunft im Kreis Neuwied bieten.

Ebenfalls werden wir in den nächsten Jahren circa 20 Mio € aus den Konjunkturprogrammen 3.0 in unseren kreiseigenen Schulen unter anderem investieren.

Dies ist eine große planerische Herausforderung, aber auch eine riesige Chance der regionalen Wertschöpfung für unser Handwerk und Dienstleister.

Die Entwicklung weiterer Gewerbe- und Industrieflächen in Form einer Potenzialuntersuchung haben wir bereits auf den Weg gegeben. Die Wirtschaft braucht weitere Entwicklungsflächen für den Erhalt und die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Geht es der Wirtschaft gut, geht es den Menschen gut. Dafür setze ich mich ein.

 

Neuwieder Rundschau: Welche Projekte können 2018 (endlich) umgesetzt werden?
Hallerbach: Erst vor wenigen Tagen gab es einen schönen Grund zu feiern: Mit Stolz können Kreis und Stadt Neuwied jetzt behaupten: Wir gehören zur Fair-Trade-Gemeinde.

Die entsprechenden Zertifikate des Vereins TransFair durfte ich gemeinsam mit Oberbürgermeister Jan Einig entgegennehmen.

Übrigens auch für die Organisation eine Premiere, denn nie zuvor waren ein Kreis und eine dazugehörende Stadt gleichzeitig ausgezeichnet worden. Wir werten das auch als Zeichen für eine gute Kooperation.
Eine ebenso gute Zusammenarbeit praktizieren wir auch innerhalb unseres Hauses. Nicht erst seit diesem Jahr läuft das im Geschäftsbereich des 1.Kreisbeigeordneten und Kollegen Michael Mahlert liegende Projekt der flächendeckenden Erschließung des Landkreises mit mindestens 30 Mbit schnellem Internet.

Ferner möchten wir die Erschließung aller Schulen im Landkreis Neuwied mit Glasfaseranschlüssen bis an die Schulgebäude gemeinsam vorantreiben.

Im Bereich der Nachhaltigkeit, Energiewende und Ressourcenschutzes können wir nunmehr neue Wege der Kooperation gehen. Hier werden wir fachübergreifend die vor uns liegenden Ressourcen aufnehmen. Beginnend von der Aufbereitung von Grünschnitt zum Holzhackschnitzel über qualitätsorientierte Erden/Komposte, bis hin zur Versorgung unserer kommunalen Liegenschaften.

Einsparungen und Klimaschutz stehen dabei im Vordergrund. Dies wird ein längerer Prozess, aber ein guter für Menschen und Umwelt.

 

Neuwieder Rundschau: Und welche lassen auf sich warten?
Hallerbach: Viele Prozesse brauchen ihre Zeit zur Entwicklung. Man kann Dinge nicht radikal von heute auf morgen ändern. Hier ist mitunter Geduld angesagt.

Wir haben das Glück, in einer Demokratie zu leben, in der gerechte Lösungen für alle gefunden werden sollten. Das ist nicht immer leicht.

Aber ich bin sicher, dass uns dies mithilfe unserer zahlreichen engagierten kommunalpolitisch Aktiven – denen ich an dieser Stelle herzlich für ihr ehrenamtliches Engagement danke – gelingen wird.

Mit Spannung warten wir alle auf die konkreten Pläne für die B 256 Umgehung Straßenhaus und Entlastung der Ortsdurchfahrt. Knappe Finanzmittel und langwierige Verfahren verhindern hier oft eine von den Bürgerinnen und Bürgern nachvollziehbare Transparenz.

Landrat Achim Hallerbach

Neuwieder Rundschau: Welche Ziele haben Sie sich persönlich für das erste Jahr als Landrat gesetzt?
Hallerbach: Die Bewältigung der Zukunftsaufgaben braucht die Bereitschaft aller, die vor Ort Verantwortung tragen – und ich appelliere an alle: Unser künftiger Erfolg kann nur das Ergebnis unserer Gemeinschaftsleistung sein.

Und dazu brauchen wir ebenso das ehrenamtliche, das bürgerschaftliche Engagement. Mir liegen die vielen Vereine sehr am Herzen. Ich nenne beispielhaft die vielen sozialen und karitativen Einrichtungen, den Sport, die Kirchen, die Feuerwehren, die Hilfsorganisationen. Die Liste ließe sich beliebig verlängern.

Und in meinem direkten Einflussbereich möchte ich die Kreisverwaltung als moderner und attraktiver Arbeitgeber entwickeln und mit seinem breiten Aufgabenspektrum bekannter machen.

Hierzu zählt auch die die Fortentwicklung der Digitalisierung der Verwaltungsabläufe bis hin zur papierarmen Verwaltung.

 

Neuwieder Rundschau: Was wären Sie gerne von uns gefragt worden und wie lautet Ihre Antwort darauf?
Hallerbach: Gerne möchte ich noch einmal erklären warum ich mich zur Wahl gestellt habe und welche Wünsche ich habe.

Im vergangenen September haben mir die Bürgerinnen und Bürger das Vertrauen geschenkt, acht Jahre Landrat in diesem wunderschönen Landkreis Neuwied zu werden. Zum Jahresbeginn durfte ich offiziell das Amt übernehmen.

Dem Vertrauensvorschuss, den die Menschen mir in unserem Landkreis mit meiner Wahl zum Ausdruck gebracht haben, möchte ich mit Demut, Respekt und mit Dankbarkeit gerecht werden.

Deshalb werde ich mit großem persönlichem Engagement und mit frischen Ideen meine ganze Kraft und Energie einbringen, damit sich unser schöner Landkreis positiv weiterentwickeln kann.

Ich will als Landrat gemeinsam mit den Menschen, der Wirtschaft, der Jugend, den Familien, den Senioren Perspektiven entwerfen. Die Voraussetzungen sind ausgezeichnet. Starke Wirtschaft und gute Arbeitsplätze, gute Kinderbetreuung und Schulen und sichere Lebensverhältnisse, hohe Lebensqualität und ein starker Zusammenhalt.

Es ist mir ein großes Anliegen, die Lebensqualität der Menschen in unserem Landkreis zu sichern und weiter zu verbessern. Lebensqualität entsteht wesentlich durch wirtschaftliche Unabhängigkeit.

Wir brauchen eine Struktur, die 
Anreize bietet, dass bewährte Unternehmen hier auch weiterhin ein gutes Klima für Investitionen vorfinden und damit gute Arbeitsplätze bieten.

Wir müssen notwendige Fachkräfte, sei es für Wirtschaft und Industrie, für Handel und Handwerk, Verwaltung oder die vielen sozialen Berufe, ausbilden und gewinnen. Deshalb ist 
es wichtig, die Standortattraktivität in unseren 61 Gemeinden und der großen kreisangehörigen Stadt Neuwied gemeinsam so zu erhalten und zu steigern, dass sie Lebensqualität bieten und alle wichtigen Bereiche der Daseinsvorsorge bedienen können.