KOBLENZ. In der dritten Januar-Woche steht die gelbe Filzkugel im Mittelpunkt des Sport-Interesses in der Region: Vom 14. bis 21. Januar steigt die zweite Auflage des ATP Challenger Koblenz Open in der Sporthalle auf dem Oberwerth. Wieder mit von der Partie bei Deutschlands größtem Herren-Hallenturnier ist Benjamin Hassan vom TC Neuwied.

Er galt schon immer als großes Tennistalent. Unkonventionelle Spielweise, gepaart mit großer Spielintelligenz, aber auch unorganisiert und etwas faul. Das alles gehört zu Benjamin Hassan. Der 22-jährige Lehramtsstudent, der mit einer tennisuntypischen Vita nun versucht auf der Profitour Fuß zu fassen und belegt derzeit Platz 633 der Weltrangliste. Der LokalAnzeiger sprach mit dem Lokalmatador.

LokalAnzeiger: Benny, Du hast im Januar 2017 dein erstes Challenger gespielt bei den Koblenz Open. Wie waren deine Eindrücke?
Benny Hassan: Ich habe sehr schöne Erinnerungen an die Koblenz Open. Ich war begeistert von der Unterstützung der Zuschauer. Das hat mich angetrieben und auch zu einer guten Leistung geführt.

LokalAnzeiger: Gab das damals knapp verlorene Match gegen Teymuraz Gabashvili, der zu diesem Zeitpunkt die 168 der Weltrangliste war und ein Jahr zuvor sogar die 43, den Ausschlag, den beschwerlichen Weg auf die Profitour nehmen zu wollen?
Hassan: Ja, auf jeden Fall. Das Match hat mir nochmal bewiesen, dass ich das Potenzial habe, auch da oben mitzuspielen. Und es hat mir noch einen weitere Motivationsschub gegeben.

LokalAnzeiger: Du hast dann erst noch studiert und bist von Juli an auf der ITF Future Tour unterwegs gewesen, hast zwei Halbfinals und zwei Finals erreicht. Warst Du selbst überrascht, dass es doch recht schnell so gute Erfolge zu feiern gab?
Hassan: Ja definitiv. Vor allem weil ich bis dahin noch nicht mit einem Training angefangen habe, dass man auf so einem Level eigentlich benötigt. Ich habe nicht damit gerechnet, so gut zu performen. Aber auch das gab natürlich Motivation uns Selbstbestätigung.

LokalAnzeiger: Deine Wettkampfhärte und Physis können zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht auf dem nötigen hohen Level gewesen sein. Was macht Dein Spiel gefährlich?
Hassan: Ich kann sehr variabel spielen und bin sehr gut darin, den Rhythmus des Gegner zu brechen. Damit bin ich sehr gefährlich für Spieler, die Rhythmus brauchen.

LokalAnzeiger: Bisher warst Du nur in Europa unterwegs, nun geht’s nach Doha/Qatar. Reizt Dich der Gedanke, andere Länder zu bereisen oder ist es das notwendige Übel eines Profis?
Hassan: Der Gedanke reizt mich sehr. Also im Moment empfinde ich es noch als angenehm zu reisen, aber das kann sich ja mit der Zeit auch wieder ändern, was ich nicht hoffe.

LokalAnzeiger: Was erwartest Du vom Jahr 2018 in sportlicher Hinsicht? Gibt es eine Ranglistenposition auf die Du hinarbeitest oder ist es ein Titel auf der Future Tour?
Hassan: Ich konzentriere mich natürlich erst darauf, dass meine Leistung steigt und ich mich spielerisch verbessere. Aber mein Ziel ist es, Ende des nächsten Jahres um Position 300 herum im ATP-Ranking zu stehen.

LokalAnzeiger: Das Jahr wird für Dich auf Challenger Ebene in Koblenz beginnen, bei Deinem Heimturnier. Was würdest Du im Vergleich zum ersten Jahr an Deiner Vorbereitung ändern?
Hassan: Die Vorbereitungen haben schon längst begonnen. Zuerst habe ich mir durch die Turniere etwas Matcherfahrung und Wettkampfhärte angeeignet. Das ist etwas, das ich voriges Mal nicht hatte. Und natürlich hab ich schon mein Fitnessprogramm bei der Tennis Base von Rodney Rapson in Höhr-Grenzhausen begonnen, um nicht denselben körperlichen Einbruch wie voriges Mal zu erleben.

LokalAnzeiger: Auch wenn Du mit 22 Jahren der Jugend entwachsen bist, spielen die Eltern auch bei dir eine wichtige Rolle? Waren sie froh über Deine Entscheidung oder haben sie Dich für verrückt erklärt?
Hassan: Meine Familie ist mir sehr wichtig und ich bin auch sehr familiär aufgewachsen. Meine Familie steht hinter allem was ich mache. Sie waren froh zu hören, dass ich Tennis endlich ernst nehme und es professionell versuchen will.

LokalAnzeiger: Deine Eltern kommen aus dem Libanon. Ein Land, das Interesse an einem Davis Cup-Engagement von Dir zeigt. Der Libanon ist politisch instabil. Verfolgst du die Geschehnisse vor Ort?
Hassan: Nein, ich kriege leider sehr wenig mit.

LokalAnzeiger: Welche Schlagzeile möchtest Du nach den Koblenz Open gerne lesen?
Hassan: Benny Hassan gewinnt erstmals eine Runde bei einem Challenger am Vereinstag des TV Rheinland vor 1500 Zuschauern (am 16. Januar; Anm. d. Red.).