KOBLENZ. -com- Drei Kabelbinder und eine Brille – so beginnt die Kette, die im Oktober ins Guinnessbuch der Rekorde soll. Carlo Wagner und Johannes Klein, die das gemeinnützige Projekt „Brillen Weltweit“ in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Katholischen Blindenwerk führen, wissen schon sicher: „Wir werden den Rekord knacken und die längste Brillenschlange der Welt in Koblenz präsentieren.“

Patin des Projekts „Weltrekord“ ist Julia Klöckner, Landes- und Fraktionsvorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz, die sich selbst ein Bild vor Ort gemacht hat.

Was die meisten Koblenzer nicht wissen: In der Moselweißer Straße 36 nicht weit vom Stadtzentrum sitzt die europaweit größte Recycling-Station für Brillen. Mehr als 420 000 alte Brillen wurden im vorigen Jahr dort abgegeben und haben die Chance, an einer anderen Stelle Menschen zu helfen.

Die Sehhilfen, die häufig nicht mehr gebraucht werden und im Anschluss ein trostloses Dasein fristen oder sogar in der Restmülltonne landen, hätten bei „Brillen Weltweit“ Leben verändern können.

Für Menschen in Ländern, in denen das Einkommen so niedrig ist, dass sie sich gerade so ernähren können, ist eine Sehhilfe keinesfalls selbstverständlich. „Solche Anschaffungen, wie eine Brille stehen bei Menschen, die ein Einkommen von gerade einmal 100 Dollar zur Verfügung haben, nicht zur Debatte“, erklärt Johannes Klein, der zusammen mit Carlo Wagner die Idee des Brillen Recycling in Koblenz weitergeführt hat und mittlerweile 32 Mitarbeiter dort zur Wiedereingliederung mit Hilfe des Jobcenters und der Firma „Best“ beschäftigen kann. „Hier arbeiten die Menschen gerne, weil man Ergebnisse sieht und es für den guten Zweck ist,“ berichtet Wagner.

Und dass dort in der Moselweißer Straße für die gute Sache gearbeitet wird, darauf möchten Wagner und Klein durch die weltgrößte „Brillenschlange“ aufmerksam machen. Wichtig ist dabei, so Johannes Klein, dass auch die Abnehmer immer kritisch geprüft werden, bevor die reparierten und gesammelten Brillen abgegeben werden. Denn „Brillen Weltweit“ will verhindern, dass andere aus dieser Sache Profit schlagen.

Das Projekt selbst gibt die Brillen, in gutem Zustand nur kostenfrei an Menschen ab, die sich den „Luxus Brille“ sonst nicht leisten können. Da „Brillen Weltweit“ keinerlei Gewinne erzielt ist es auf Geldspenden angewiesen. „Denn nur so können wir uns weiter für die Sache einsetzen und noch mehr erreichen“, erläutert Carlo Wagner.

„Wenn man sich die Verkaufszahlen neuer Brillen mit denen vergleicht, die bei uns zum Recycling ankommen, ist das leider nur ein kleiner Bruchteil von 3 %“, merkt Klein an und hofft, dass durch die aktuelle Aktion mehr Menschen zu einer Brillenabgabe bewegt werden können. Bevor die eigenen Sehhilfen weiter in Schubladen verstauben oder ein zu schnelles Ende im Mülleimer finden, können diese bei „Brillen Weltweit“ neues „Licht“ erblicken.

Die Brillenketten hängen in einer Länge von jeweils zwei Metern.

Auch Julia Klöckner hat genau das gemacht: Ihre alten Brillen für den guten Zweck abgegeben.
„Ich finde es toll, dass hier so viel getan wird und all diese Brillen anderen Menschen helfen können. Deswegen wollen wir das auf jeden Fall unterstützen“, freut sich Julia Klöckner, die als Projektpatin des Weltrekords sehr gespannt war auf die Fortschritte vor Ort.

Und sie staunte, als sie sah, dass bereits 1800 der angepeilten 3000 Meter geknüpft sind. Derzeit liegt der Weltrekord, der in Japan aufgestellt wurde, bei 2013 Metern.
„Wir liegen sehr gut in der Zeit und schaffen vielleicht eine noch längere Brillenschlange als erwartet. Wir wollen die Messlatte für alle Nachfolger hoch ansetzen“, erklärt Wagner.

Am Samstag, 7. Oktober (11 Uhr), wird auf der Festung Ehrenbreitstein der gesamte Hof mit Brillen auf Holzpyramiden hängend geschmückt. Jeder ist dann dazu eingeladen sich die längste Brillenkette selbst anzuschauen und auch über die eigenen alten Brillen nachzudenken.

Und was passiert mit den Weltrekordbrillen der längsten Brillenschlange der Welt?
„Alle Brillen werden nach dem Rekord wieder in den Recycling Prozess aufgenommen und so ebenfalls wieder verwertet“, beschreibt Carlo Wagner und freut sich schon auf den Weltrekord-Tag. „Wir hoffen, viele Menschen zu erreichen wird und etwas zu bewegen.“

Weitere Infos über „Brillen Weltweit“ und Daten zum Spendenkonto: www.
brillensammelaktion.de. Alte Brillen können in der Moselweißer Straße 36, 56073 Koblenz abgegeben.

Beitragsfoto: Mühlbauer, Foto: Wagner