KOBLENZ. Die Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Koblenz verbessern, das haben zumindest drei der aktuell vier gemeldeten OB-Kandidaten auf ihrer Agenda. Doch wie soll eine Verbesserung aussehen?

Zumindest ein Kandidat hat jetzt seine Vision vorgestellt: Torsten Schupp, Oberbürgermeisterkandidat für die FDP, will hierfür das Seilbahnnetz in der Rhein-Mosel-Stadt erweitern.
Als Beispiel nannte Schupp das bayerische Ingolstadt. Hier seien aktuell Studenten der Technischen Hochschule mit einem urbanen Seilbahnkonzept für die Donaustadt beschäftigt. Sechs Kilometer lang und in 50 Meter Höhe könnten demnach die Pendler über den Stau hinweg zur Arbeit „fliegen“. Die Kosten für eine Seilbahn beziffern die Studenten dort auf 8 Mio € pro Kilometer – im Gesamten also 48 Mio Euro.
Benötigt man mit dem Auto dort heute 22 Minuten (ohne Stau) würde die Seilbahn diese 6 Kilometer mit fünf Haltestellen in 17 Minuten schaffen. Zeitersparnis, weniger Schadstoffausstoße durch Autos, mehr freie Parkplätze und weniger Stau in der Innenstadt – Torsten Schupp sieht in seiner Idee durchaus gravierende Vorteile. Doch er ist auch Realist genug, um zu wissen, das ein solches Projekt nicht von jetzt auf gleich realisierbar ist. „Zehn bis zwanzig Jahre muss man dafür sicherlich einrechnen. Aber man muss es natürlich auch wollen, sich diesem Thema zumindest anzunähern“, so Torsten Schupp, der seine Vison nicht als Hirngespinnst angesehen haben möchte, solange eine Umsetzung nicht zumindest geprüft wurde.
„Man könnte auch in Koblenz die Hochschulen für eine Vorabplanung mit ins Boot nehmen und die Studenten, wie in Ingolstadt, eine eingehende Machbarkeitsstudie entwerfen lassen“, so der FDP-OB-Kandidat.

Für OB-Kandidat Torsten Schupp (Mitte) kein Hirngespinst: Eine Seilbahn nicht nur über den Rhein. Die Vision präsentierte er mit dem Koblenzer FDP-Bundestagskandiaten Florian Glock (rechts) und dem Mainzer David Dietz.

Was die Finanzierung eines solchen Mammutprojekts angeht, rechnet er in Koblenz mit rund 100 Mio € für zwei angedachte Verbindungen, inklusive der zu errichtenden Pendlerparkplätze. Auch da hat er schon seine Ideen: So könnte man die Seilbahn auf Ehrenbreitstein in Richtung Fritsch-Kaserne verlängern. An der Endstation könnte ein großer Parkplatz u.a. für Pendler aus dem Westerwald und den rechtsrheinischen Stadtteilen entstehen. Sie steigen dort in die Seilbahn ein und werden über die bestehende Bergstation hinunter in die Stadt gefahren. Eine weitere Seilbahn könnte entlang der B9, z.B. im Bereich des Kinopolis, bis in die Stadt führen. Hier könnten dann die Pendler aus dem Norden in die Innenstadt gelangen.
40 000 Pendler fahren täglich in Koblenz ein und aus. „Würden 20 000 die Seilbahn nutzen und für eine Jahreskarte z.B. 500 € zahlen, kämen im Jahr 10 Mio € wieder rein. „Die Investitionen würden sich über die Jahre amortisieren“, ist Schupp sicher.
Sicher ist er sich aber auch, dass seine Vision von vielen bereits im Vorfeld „kaputt diskutiert werden wird“. Aber, „vor 20 Jahren hat in Koblenz auch keiner an die Seilbahn über den Rhein gedacht. Heute fährt sie und ist ein Touristenmagnet. Alles fing irgendwann einmal mit einer Idee oder Vision an“.